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Brain Blah // Warum Lena Dunhams Cellulite auf dem Cover so wichtig ist

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Das amerikanische Glamour Magazine hat sich dazu entschieden, die vier „GIRLS“ Stars auf das Cover der Februar-Ausgabe zu bringen. Und zwar ungeachtet kleiner Makel. Zum allerersten Mal in der Geschichte der Frauenzeitschriftenlandschaft ist auf dem Deckblatt einer Hochglanzproduktion also waschechte Cellulite zu erkennen – ein wichtiges Statement und noch viel mehr als das. Nur logisch etwa. Vor allem in Hinsicht darauf, dass besagte Issue ausschließlich von Frauen für Frauen produziert wurde und 90% von uns nunmal genau wie Regisseurin und Protagonistin Lena Dunham liebenswerte Beulen an Po oder Beinen mit sich herum tragen. Die darf normalerweise bloß niemand sehen. Eine Meinung, die in Anbetracht der Realität seltsam erscheinen mag, aber durchaus salonfähig ist.

Ich erinnere mich noch genau an ein Gespräch in New York, das ich mit einer Redakteurin der Grazia führte. Man fragte mich nach meiner Meinung über dieses und jenes und nachdem ich viel Positives anzumerken hatte, erinnerte ich mich in letzter Sekunde doch noch an die Pro- und Kontra Kategorie des Magazins, in der Mitarbeiterinnen ihren Senf zu aktuellen Themen beisteuern dürften. Ein Beitrag, der mir besonders übel aufstieß und in schlechter Erinnerung blieb, war jener über die Lingerie Kampagne, in der Lena und Jemima Kirke sich in voller Pracht und Unterwäsche am Rande einer Badewanne räkelten. Während ich selbst ausschließlich Applaus für die daraus entstandenen Bilder übrig hatte, schwadronierte die Kontra-Stimme doch tatsächlich darüber, dass „so etwas“ nun wirklich niemand sehen wolle. So etwas dickes. So etwas Unästhetisches. Noch beim Durchlesen dieser Zeilen fiel mir die Kinnlade herunter. Bis dato hatte ich schlichtweg nicht darüber nachgedacht, dass außer der Brands selbst überhaupt jemand etwas gegen sympathischen und selbstbewussten Realismus in Bildform einzuwenden haben könnte. Gegen den allgemeinen Tenor des positiven Körpergefühls, der vor allem von einem natürlichen Umgang mit Diversität zehrt. Gegen Menschen, die sich so zeigen, wie Mutter Natur sie geschaffen hatte.

Scheinbar vergaß ich außerdem, dass Medien sich immer auch danach richten, wonach die Masse verlangt. Ein Cover etwa, auf dem eine Woman of Colour gezeigt wird, verkauft sich noch immer schleppender als eines, auf dem die typische weiße Hollywood Schönheit prangt. Die Brigitte musste damals auch recht schnell von ihrem Konzept abrücken, Leserinnen statt Models in Editorials posieren zu lassen. Und vor allem im Alltag fällt mir auf, das Intoleranz vor allem bei uns, den Konsumentinnen, beginnt. Dafür muss man sich zwar ein bisschen aus unserer relativ aufgeschlossenen Blubberblase heraus begeben, aber dann geht es ganz schnell: Da werden Augen verdreht, weil jemand fernab der Kleidergröße 34 Hot Pants trägt. Da wird auf das Muss von „vorteilhafter“ Kleidung hingewiesen. Und bauchfreie Bäuche mit Gesichtsausdrücken des Ekels bestraft. Jeden Tag und ganz unabhängig von der Figur der Urteilenden. Die sind nämlich auch meist angestrengt damit beschäftigt, sogenannte Problemzonen zu kaschieren, statt sich in Selbstliebe zu üben und selbige auch anderen zu gönnen. Warum das so ist, lässt sich ganz vereinfacht mit Sehgewohnheiten, Sozialisierung und suggerierten Idealvorstellungen erklären, aber auch mit einem gewissen Unbehagen, das sich breit macht, wenn ein Mitläufer auf Mut trifft. Dabei sollte es im Jahr 2016 wirklich noch nicht einmal mehr als mutig gelten, man selbst zu sein. Ob auf Fotos oder im Leben.

Lena Dunham macht es also nur richtig. In einem ihrer Essays erklärte sie bereits 2016 als Reaktion auf stark bearbeite Fotos von ihr, die ohne Absprache auf dem Titel einer spanischen Zeitschrift erschienen: “The gap between what I believe and what I allow to be done to my image has to close now. If that means no more fashion-magazine covers, so be it.” (MR) Dank der Glamour war es dann aber offenbar trotzdem nicht mit dem Cover Girl Dasein, ganz im Gegenteil. Jetzt dreht sich womöglich alles um Gewöhnung und die Veränderung von Sehgewohnheiten. Ginge es nach mir, müssten sämtliche Magazine schon morgen nachziehen und sich dem Februar-Ausgaben Credo „Your Look. Your Body. Your Happiness. YOUR FUTURE“ schleunigst anschließen. Damit schon bald kein Hahn mehr nach öffentlich gezeigten Beulen kräht und Texte wie diese endlich überflüssig werden.

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Foto: Lena Dunham Instagram


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